BAU & HAUSHOLZSYSTEMBAUGARTENSTADTNEU GEDACHT –MIT HOLZ GEBAUTDie sogenannten SchwamendingerWohnhäuser prägen noch immer dieWohntypologie des rasant wachsendenStadtquartiers. Das historischeKonzept der Gartenstadt wird in einemMehrfamilienhaus neu gedacht – miteinem innovativen Holzbau, der Nachhaltigkeitund architektonische Qualitätvereint. TEXT—ALAIN BARMETTLER*Eine Visualisierung zeigt das neu entstehende Gebäude in Holzsystembauweise. Es wird 34 Wohneinheiten enthalten. BILD: WERBIT AGDEM KONZEPT GARTENSTADTVERPFLICHTETNach der Eingemeindung in die Stadt Zürich erlebteSchwamendingen ab 1934 einen Bauboom. Umeiner unkontrollierten Überbauung der Landschaftentgegenzuwirken, orientierten sich die Stadtplaneram Konzept einer Gartenstadt nach englischem Vorbild.Vor diesem historischen Hintergrund schlägt derErsatzneubau «Luegisland 350» ein neues Kapitel auf.Die Ausschreibung enthielt explizit Nachhaltigkeitskriterienwie den Verzicht auf eine Garage zurVerminderung des CO2-lastigen Betoneinsatzes imUntergeschoss. Zuoberst auf der Wunschliste standselbstredend Holz als primärer Baustoff. Dem trug dasSiegerprojekt in einem privaten Wettbewerb Rechnung.Gewonnen hat den Wettbewerb die Oxid ArchitekturGmbH, das Nachfolgeunternehmen der HolzbaupioniereMarianne Burkhalter und Christian Sumi.DURCHDACHTE ARCHITEKTUR MITSOZIALEM MEHRWERTDas fünfgeschossige Gebäude ist übertief konzipiertund zur Luegislandstrasse hin nach Südosten gestaffelt.Diese Staffelung löst die strenge Parallelitätder ursprünglichen Gartenstadt auf, schafft mehr Abstandzwischen den Gebäuden und verbessert sowohldie Aussicht als auch die Privatsphäre.Statt bisher 18 Wohnungen bietet das neue Gebäudenun 34 Einheiten mit 2,5 bis 4,5 Zimmern. Ein gemeinsamerEingang verbindet die beiden Treppenhäuserund fördert gezielt den sozialen Austausch – dort, woer sich traditionell entfaltet: im Treppenhaus.Der Verzicht auf Autoparkplätze wird dadurch kompensiert,dass den Mieterinnen und Mietern rund 100Veloabstellplätze mit E-Bike-Lademöglichkeiten, einelektrisches Mobility-Fahrzeug und zwei Lastenveloszur Verfügung stehen. Dem Gebot einer Gartenstadtfolgend, wird die Umgebung naturnah mit einer minimalenVersiegelungsfläche gestaltet.EIN BAUTECHNISCHINTERESSANTES LEHRSTÜCKDie Renggli AG realisierte das Projekt als Totalunternehmerinund setzte dabei auf einen neuartigen Bauablaufim Bereich des Treppenhauses. Üblicherweisewerden Treppenhäuser bei Holzsystembauten aus Betonerstellt – vor allem aufgrund der Schallschutzanforderungenund der notwendigen Aussteifung. Das warursprünglich auch beim Projekt Luegisland 350 derPlan. Zum klassischen Bauablauf gehört, dass zuerstdie Treppentürme Stock für Stock betoniert werden.Pro Geschoss gehen so rund zwei Wochen verloren. Bevordie vorgefertigten Holzelemente angeliefert werden,stehen somit riesige Türme eingerüstet in der Landschaftund warten auf die Elemente, die mit ihnen anschliessendmeist aufwendig verbunden werden.Wenn aber der Baumeister mit dem HolzbauerHand in Hand arbeitet, ist ein paralleles Stock-für-Stock-Vorgehen möglich: Der Holzbau geht immermit einem Geschoss voran. Die treppenhausseitigenDANK EINESPARALLELENSTOCK-FÜR-STOCK-VOR-GEHENS VONBAUMEISTERUND HOLZ-BAUER LIESSSICH DIE BAU-ZEIT DEUTLICHVERKÜRZEN.40IMMOBILIA / Oktober 2025
48BILDER: RENGGLI AGVorteil Holzbau:Ganze Wandelementewerde n imProduktionswerkvorgefertigt. Die vorgefertigtenElementewerden zeitnah aufdie Baustelle geliefertund montiert.Wandelemente sind einschalige Brettsperrholzelementeund dienen danach beim Betonieren als verloreneSchalung. Später übernehmen sie zusammen mitdem anbetonierten Wandteil die Funktion der Wohnungsabschlusswand.Die Schnittstelle von Beton zuHolz wird dabei viel sauberer gelöst und muss nicht imNachhinein bereinigt werden.Diese Vorgehensweise bringt mehrere Vorteile: Esbraucht weniger Beton, Brand- und Schallschutz sindelegant gelöst, die Genauigkeit des Holzbaus wird demBeton vorgegeben und die Bauzeit wird deutlich verkürzt.Bei diesem Projekt wurden konkret drei MonateBauzeit eingespart, was eine frühere Vermietung ermöglicht.HOLZBAU ALS SCHLÜSSELFÜR NACHHALTIGES BAUENDer Wandel hin zu einem ressourcenschonendenund klimaverträglichen Wirtschaften ist unumgänglichund verändert auch das Bauen nachhaltig. DerHolzbau nimmt dabei eine zentrale Rolle ein und zeigtsich als zukunftsweisender Vorreiter. Holz ist ein leistungsfähiger,natürlicher und lokal nachwachsenderBaustoff, der CO2 speichert und sich für vielfältigeBauaufgaben eignet. Dank moderner Fertigungstechnologienmit automatisierten Produktionssystemenerfolgt die Herstellung von Holzbauelementen effizientund wirtschaftlich – im witterungsgeschütztenWerk und unter kontrollierten Bedingungen.Ein weiterer Treiber ist die modellbasierte Kollaboration.Sie ermöglicht im Holzbau eine durchgängige,digitale Planung vom Architekturmodell über dieWerkplanung bis hin zur Maschinenansteuerung imProduktionswerk. Diese nahtlose Integration bildetdie Grundlage für eine technisch einwandfreie Umsetzungdes Bauprojekts sowie für eine wirtschaftlich optimierteProjektsteuerung. Der Holzbau ist somit nichtnur eine Antwort auf ökologische Anforderungen, sondernauch ein wirtschaftlich attraktives Modell für zukunftsfähigesBauen.PROJEKTBETEILIGTE «LUEGISLAND 350»Investor:privatArchitektur: Oxid Architektur GmbHTotalunternehmung: Renggli AGKonstruktion: HolzsystembauBaujahre: 2024–2025Bezug: ab November 2025Nutzung:34 Mietwohnungen à 2,5 bis 4,5 Zimmer*ALAINBARMETTLERDer Autor ist LeiterMarketing/Kommunikationbei Renggli AG,Sursee.ANZEIGECertificate of Advanced Studies (CAS)Portfolio- und AssetmanagementImmobilienNächste Infoveranstaltung am6. November 2025 – onlineWenn auch Sie Immobilienportfolios erfolgsorientiert führen wollen, dannist unser CAS genau richtig für Sie. Wir vermitteln Ihnen die fachlichen undmethodischen Kenntnisse und machen Sie zu Fachspezialist*innen.Nächste Durchführung16. Januar bis 26. Juni 2026Weitere Infos unterbfh.ch/ahb/cas-pami‣ Architektur, Holz und BauIMMOBILIA / Oktober 2025 41
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